Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung

Am 03. Dezember ist der jährliche Internationale Tag der Menschen mit Behinderung. Worum geht es dabei? Welche Formen von Diskriminierungen erfahren lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche und queere Menschen mit Behinderung und was muss dagegen getan werden?

Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung ist ein seit 1993 von den Vereinten Nationen ausgerufener Gedenk- und Aktionstag. Weltweit soll dabei das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die Herausforderungen und Belange von Menschen mit Behinderung geschärft sowie der Einsatz für ihre Würde, Rechte und ihr Wohlergehen gefördert werden. Trotz der UN-Behindertenrechtskonvention bestehen nach wie vor Defizite bei der gleichberechtigten Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, die besonders auch lsbtiq Personen mit Behinderung erleben. 

Lsbtiq Menschen mit Behinderung erfahren Mehrfachdiskriminierungen

Lsbtiq Personen mit Behinderungen sind häufig in mehrfacher Hinsicht Benachteiligungen, Unverständnis, Ausgrenzungen und Diskriminierungen ausgesetzt. Bei ihnen kann es zu einer Verschränkung der Benachteiligungsformen kommen. Wobei eine schwarze trans* Frau im Rollstuhl aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Rassismuserfahrungen und ihrer sichtbaren Behinderung andere Diskriminierungen erleben wird als ein weißer, schwuler, blinder cis Mann.

Sexualität sowie Geschlecht werden bei Menschen mit Behinderung als heterosexuell und binär vorausgesetzt, nicht selten völlig ignoriert beziehungsweise schlichtweg abgesprochen sowie darüber hinaus tabuisiert.1 Liegt eine Beeinträchtigung vor, wird das Merkmal "behindert" in der Wahrnehmung so dominant, dass die Aspekte Sexualität und Geschlecht oftmals kaum oder keine Berücksichtigung finden. Behinderung und sexuelle sowie geschlechtliche Vielfalt werden daher selten zusammen gedacht. Lebensentwürfe, die beispielsweise mit der Erfüllung eines Kinderwunsches in Verbindung stehen, werden darüber hinaus gänzlich ausgeklammert.

Frauen mit Behinderung sind von allen Formen der Gewalt, psychisch wie physisch, deutlich häufiger betroffen als Frauen ohne Behinderung.2 Lbtiq Frauen mit Behinderung sind darüber hinaus auch aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und/oder geschlechtlichen Identität verstärkt Stigmatisierungen und Diskriminierungen ausgesetzt. 
Mehr Sichtbarkeit und Selbstbestimmung für queere Menschen! 

Es ist ein wesentliches Anliegen, sexuelle und geschlechtliche Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung insbesondere im LSBTIQ-Kontext zu stärken. Neben mehr politischem Mitspracherecht kann vor allem Sichtbarkeit von lsbtiq Personen mit Behinderung auf Straßen, in den Medien, in der Schule und am Arbeitsplatz empowern
Barriereabbau soll nicht nur auf Straßen, sondern vor allem auch in den Köpfen der Menschen stattfinden!
 

1 Mertens, A. (2016): "Behinderung und reproduktive Selbstbestimmung". In: Katzer, M./Voß, H.-J. (Hrsg.): Geschlechtliche, sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung. Gießen: Psychosozial-Verlag.
2 Schröttle, M./Hornberg, C./Glammeier, S./Sellach, B./Kavemann, B./Puhe, H./Zinsmeister, J. (2014): "Lebenssituation und Belastungen von Frauen mit Behinderungen in Deutschland. Kurzfassung". Herausgegeben vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Zuletzt abgerufen am 28.09.2020 von www.bmfsfj.de/blob/94204/3bf4ebb02f108a31d5906d75dd9af8cf/lebenssituation-und-belastungen-von-frauen-mit-behinderungen-kurzfassung-data.pdf.