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(Un-)Sichtbarkeit von lsbq Menschen

Lesbische, schwule, bisexuelle und queere Menschen sind weniger sichtbar in der Gesellschaft als heterosexuelle. Warum ist es wichtig, dies zu ändern? Und birgt mehr Sichtbarkeit auch mehr Gefahr?

Für viele LSBQ gibt es Aktionstage, um die Sichtbarkeit zu fördern, so zum Beispiel den Tag der bisexuellen Sichtbarkeit oder den Tag der lesbischen Sichtbarkeit. Dies aus gutem Grund.

Warum ist Sichtbarkeit wichtig?

Für viele lsbq Menschen, gerade auch Kinder und Jugendliche, ist es wichtig, sich in den Medien, der Schule, Politik, Arbeit und allgemeinen Öffentlichkeit repräsentiert zu sehen. Das macht sichtbar, dass sie nicht alleine, sondern eine*r von vielen und Teil einer Community sind. Dies kann LSBQ in ihrer Identität bestärken und empowern, was auch ein Comingout erleichtern kann.

Sichtbarkeit führt auch zu mehr Wissen bei heterosexuellen Menschen und zu Aufmerksamkeit für die Anliegen von LSBQ. So zeigt eine Studie aus 2020, dass nicht-lsbtiq* Menschen LSBTIQ*-Rechte und -Akzeptanz stärker unterstützen, wenn sie lsbtiq* Menschen in den Medien sehen.1

Ist es für lsbq Menschen sicher, im Alltag sichtbar zu sein?

Zunehmende Sichtbarkeit von queeren Menschen kann auch dazu führen, dass sich lsbtiq-feindliche Menschen noch mehr bedroht und unwohl fühlen. LSBTIQ*-feindliche Diskriminierung, Hassrede und Übergriffe können dann (vorübergehend) zunehmen. Das wäre ein sogenannter Backlash. So sagen zwar 95 Prozent der Menschen in Deutschland, dass es gut sei, dass homosexuelle Menschen gesetzlich vor Diskriminierung geschützt sind. Gleichzeitig bejahen aber 44 Prozent die Aussage „Homosexuelle sollten aufhören, so einen Wirbel um ihre Sexualität zu machen“. Und 38 Prozent empfinden es als unangenehm, wenn sich zwei Männer in der Öffentlichkeit küssen.2 

Für viele lsbq Menschen kommt Sichtbarkeit im Alltag deshalb einer Mutprobe gleich. Wenn sie als lsbq gelesen werden, erhalten sie oft mehr Aufmerksamkeit als Heterosexuelle – sei es, dass Leute sich nach ihnen umdrehen, lachen, auf sie zeigen oder sie gar verbal oder körperlich angreifen. 45 Prozent aller lsbq Menschen sagen, dass sie sich nie oder nur selten trauen, öffentlich die Hand ihrer queeren Partner*innen zu halten.3

Viele versuchen sich auch zu schützen, indem sie sich an gesellschaftliche Normen halten, was beispielsweise Kleidung, Make-up oder Körperhaltung betrifft. Für gendernonkonforme, trans* und inter* LSBQ sowie LSBQ of Color und/oder mit Behinderungen kann es aber schwierig oder unmöglich sein, „unsichtbar“ zu bleiben. Viele möchten das verständlicherweise auch gar nicht. Umso höher ist für sie das Risiko, von (Mehrfach-)Diskriminierungen und Übergriffen betroffen zu sein.

Sichtbarkeit und Repräsentation in der Gesellschaft

Weil Sichtbarkeit im Alltag gefährlich sein kann, ist es umso wichtiger, dass lsbq Menschen in anderen Gesellschaftsbereichen repräsentiert sind, zum Beispiel in den Medien, der Kultur, Politik, Wissenschaft, Sport, Wirtschaft und dem Bildungs- und Gesundheitswesen. In allen diesen Bereichen gibt es noch Nachholbedarf. 
 

Quellen:

1 GLAAD, Procter & Gamble (2020): "LGBTQ Inclusion in Advertising & Media. Executive Summary". Zuletzt abgerufen am 23.09.2020 von www.glaad.org/sites/default/files/P%26G_AdvertisingResearch.pdf. 

2 Antidiskriminierungsstelle des Bundes (2017): Einstellungen gegenüber Lesben, Schwulen und Bisexuellen in Deutschland. Ergebnisse einer bevölkerungsrepräsentativen Umfrage. Zuletzt abgerufen am 29.09.2020 von www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/Downloads/DE/publikationen/Umfragen/Handout_Themenjahrumfrage_2017.pdf.

3 Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (2020): EU LGBTI survey II – A long way to go for LGBTI equality. Country Data – Germany. S. 1. Zuletzt abgerufen am 29.09.2020 von fra.europa.eu/sites/default/files/fra_uploads/lgbti-survey-country-data_germany.pdf. 
 

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