Inter* und trans* Menschen im Alter
Inter- und transgeschlechtliche Senior_innen sind die Vorkämpfer_innen ihrer Communitys. Wie war es für sie, früher als inter* und trans* Menschen zu leben? Was beschäftigt sie heute und wie bereiten sie sich auf das Alter vor?

Wie andere Generationen auch, sind interIntergeschlechtliche (lat. 'inter': zwischen) Menschen haben angeborene körperliche Merkmale, die sich nach medizinischen Normen nicht eindeutig als (nur) männlich oder (nur) weiblich einordnen lassen.* und transTransgeschlechtliche Menschen identifizieren sich nicht oder nicht nur mit dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.* Senior_innen eine diverse Gruppe, die verschieden lebt und gelebt hat. Es gibt aber auch Gemeinsamkeiten.
Wie lebten ältere inter* und trans* Menschen?
Inter* und trans* Senior_innen fanden sich meist in noch schwierigeren Lebensumständen als jüngere inter* und trans* Menschen heute:
Wer sich outete, war ein_e öffentlich_e Vorreiter_in der Inter*- und Trans*-Bewegungen. Sie alle erhielten keinen Schutz durch Antidiskriminierungsgesetze. Sie erlebten die Zeit, als es das TSG noch nicht gab, und waren nach dessen Einführung den entwürdigenden Bedingungen und Verfahren des TSG ausgesetzt – einige davon bestehen bis heute. Viele inter* Menschen wurden (und werden auch heute noch) als Kind ohne ihre Einwilligung geschlechtsveränderndenMit geschlechtsverändernden Eingriffen wird der Körper von intergeschlechtlichen Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen so verändert, dass sie den aktuellen Vorstellungen über einen 'typisch' männlichen oder weiblichen Körper entsprechen. Eingriffen ausgesetzt. Trans* Frauen wurden nach § 175 verhaftet und schikaniert. Dem großen Mut und Aktivismus der Menschen, die unter diesen Umständen offen als inter* und trans* lebten, hat die Community viel zu verdanken.
Für andere inter* und trans* Senior_innen war es unter diesen Umständen nicht möglich, sich zu outen oder zu TransitionierenAls Transition (engl.: Übergang, Durchquerung) bezeichnen transgeschlechtliche Menschen den Zeitraum der Annäherung an ihr empfundenes Geschlecht.. Manchen inter* Personen wurde von Ärzt_innen gesagt, sie seien die "Einzigen auf der Welt". Menschen, die sich spät oder nie geoutet oder transitioniert haben, empfinden oft Trauer über die "verpassten" Jahre.
Was beschäftigt inter* und trans* Senior_innen?
Für viele inter* und trans* Senior_innen gibt es Themen, die ihnen besonders Sorge bereiten.
Im Bereich Gesundheit fehlt wichtiges medizinisches Wissen. So gibt es zum Beispiel kaum Daten zu den Langzeitfolgen von Hormonersatztherapien, denen sich viele inter* Menschen unterziehen (müssen). Pflegepersonal ist oft überfragt, wenn es etwa um die Pflege von Genitalien geht, an denen operative Eingriffe – ohne Einwilligung oder auf Wunsch – vorgenommen wurden. Auch ist die Aussicht, von der Unterstützung durch Pfleger_innen oder Betreuer_innen abhängig zu sein, für inter* und trans* Senior_innen mit der Befürchtung verknüpft, die geschlechtliche und körperliche Selbstbestimmung und Privatsphäre zu verlieren, geoutet oder diskriminiertDiskriminierung (lat. 'discriminare': trennen, unterscheiden) bedeutet, dass Menschen schlechter behandelt werden oder Nachteile für sie bestehen, weil sie bestimmte Merkmale haben beziehungsweise ihnen diese Merkmale zugeschrieben werden. zu werden.
Manche inter* und trans* Senior_innen sind auch einsam. Einige erlebten nach dem Comingout Kontaktabbrüche, und Mitbewohner_innen im Altersheim können inter- und transfeindlich sein. Oft sind sie auch nicht (mehr) Teil einer Inter*- oder Trans*-Community, weil diese nicht immer offen für Senior_innen sind. Dass viele aufgrund von jahrzehntelanger DiskriminierungDiskriminierung (lat. 'discriminare': trennen, unterscheiden) bedeutet, dass Menschen schlechter behandelt werden oder Nachteile für sie bestehen, weil sie bestimmte Merkmale haben beziehungsweise ihnen diese Merkmale zugeschrieben werden. im Arbeitsmarkt Altersarmut erfahren, verstärkt zusätzlich ihre Isolation.
Wie bereiten sich inter* und trans* Menschen auf das Alter vor?
Für inter* und trans* Menschen ist es wichtig, sich früh mit dem Thema Alter zu befassen und nach diskriminierungsarmen Wohn- und Pflegemöglichkeiten zu suchen. Dies sind zum Beispiel Alters-WGs oder Einrichtungen, die mit dem Qualitätssiegel "Lebensort Vielfalt" ausgezeichnet sind, welches vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert wird.
Ebenso hilft es, im Alter soziale Kontakte zu pflegen – neben den Freundschaften und (Wahl-)Familien bietet sich zum Beispiel die Teilnahme an Gruppen oder Besuchsprojekten für trans* und inter* Senior_innen an.