Inklusion sexueller Vielfalt in der Pflege
Auch Lesben, Schwule und Bisexuelle werden pflegebedürftig. Aus Angst vor Diskriminierung verschweigen sie häufig ihre sexuelle Orientierung. Daher sind sie in Pflegeeinrichtungen oft unsichtbar – ihre Bedarfe bleiben unerkannt. Vereinsamung und Isolation können die Folge sein.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit pflegen auch Sie lesbischeFrauen, die sich emotional und/oder sexuell in erster Linie zu Frauen hingezogen fühlen, bezeichnen sich häufig als lesbisch., schwuleMänner, die sich emotional und/oder sexuell in erster Linie zu Männern hingezogen fühlen, bezeichnen sich häufig als schwul. und bisexuelleBisexuelle Menschen beschreiben ihre sexuelle Orientierung unterschiedlich: Als romantische und/oder sexuelle Anziehung zu Frauen und Männern, als Anziehung zu dem eigenen Geschlecht oder zu generell mehr als einem Geschlecht. Menschen, auch wenn sich bisher keine Person geoutetAls Comingout (engl. 'come out': herauskommen) wird der Prozess bezeichnet, die eigene Identität, sexuelle Orientierung, Lebensweise oder Körperlichkeit öffentlich zu machen, obwohl sie von herrschenden Normen abweicht. hat. Aufgrund ihrer besonderen Verwundbarkeit sind spezifische Voraussetzungen für eine gute Pflege von LSB„LSBTIQ*“ oder ähnliche Zusammensetzungen dienen als Abkürzung für „Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans-, intergeschlechtliche und queere Menschen“. „Lsbtiq*“ steht entsprechend für „lesbisch, schwul, bisexuell, trans-, intergeschlechtlich und queer“. nötig. Mit dem Ansatz der diversitätssensiblen Pflege schaffen Sie eine Willkommenskultur und gewährleisten eine subjektorientierte Versorgung mit dem Ziel, Selbstbestimmung und Teilhabe von LSB zu fördern.
Die besondere Verwundbarkeit von Lesben, Schwulen und Bisexuellen
Ältere LSB haben ihre Identität unter gesellschaftlichen Umständen entwickelt, die gekennzeichnet waren von staatlichen Repressionen und mehr DiskriminierungDiskriminierung bedeutet, dass Menschen schlechter behandelt werden oder Nachteile für sie bestehen, weil sie bestimmte Merkmale haben beziehungsweise ihnen diese Merkmale zugeschrieben werden. und PathologisierungPathologisierung bedeutet, dass die Identität, der Körper, die Empfindungen, Wahrnehmungen oder Beziehungen einer Person – entgegen deren eigener Wahrnehmung – als „krankhaft“ oder „gestört“ bezeichnet werden, weil sie von der Norm abweichen. als heutzutage. Aufgrund dieser Erfahrungen vermeiden viele bis heute die Kontaktaufnahme mit fremden Menschen oder Organisationen. Sie stehen auch Gesundheitseinrichtungen häufig skeptisch gegenüber. Ihre Furcht vor dem Verlust der Autonomie bei eintretender Pflegebedürftigkeit ist zuweilen enorm. Entsprechend stark ausgeprägt ist der Wunsch nach dem Verbleib in der eigenen Häuslichkeit.
Diversitätssensible Pflege von Lesben, Schwulen und Bisexuellen
Pflegeanamnese
Gehen Sie bei der Informationssammlung nicht automatisch von einer heterosexuellenWenn Frauen sich von Männern romantisch und/oder sexuell angezogen fühlen, oder Männer von Frauen, werden sie als heterosexuell bezeichnet. Zugleich beschreibt „heterosexuell“ auch sexuelle Handlungen zwischen einer Frau und einem Mann. Biografie aus. Stellen Sie offene Fragen, zum Beispiel: "Welche Personen sind Ihnen wichtig?" oder "Leben Sie in einer Beziehung?". Ältere LSB haben häufig Ablehnung von ihrer Herkunftsfamilie erfahren und haben seltener Kinder als die Mehrheitsgesellschaft. Entsprechend ist die Wahlfamilie für sie oft die wichtigste Unterstützung. Mitunter kommt es vor, dass Partner_innen nicht als primäre Bezugspersonen identifiziert werden und wichtiges Wissen zur pflegebedürftigen Person keine Berücksichtigung findet. Bieten Sie LSB die Möglichkeit, Pfleger_innen mindestens bei der Intimpflege nach Geschlecht auszuwählen.
Sicherheit
Stellen Sie zum Beispiel in einem Verhaltenskodex klar, dass Diskriminierungen in Ihrer Einrichtung nicht toleriert werden. Gehen Sie mit Informationen zur sexuellen Orientierung Ihrer Klient_innen sensibel um und gestalten Sie Ihr Beschwerdemanagement niederschwellig. Legen Sie Informationsmaterialien zum Thema Diskriminierung und zu LSB-Organisationen aus. Diversity-Schulungen von Pflegekräften tragen zu einem sensiblen Miteinander bei.
Bekenntnis zur Vielfalt
Weisen Sie auf Ihrer Homepage und im Leitbild darauf hin, dass LSB bei Ihnen willkommen sind. In Ihrer Einrichtung können Sie das mit Symbolen wie der Regenbogenfahne verdeutlichen. Tragen Sie zur Aktivierung Ihrer lsb Klient_innen bei, indem Sie diversitätssensible Veranstaltungen anbieten. Vernetzen Sie sich mit queeren„Queer“ war im Englischen ein starkes Schimpfwort für LSBTIQ*, ähnlich dem deutschen „pervers“. In Deutschland dient es heute oft als Sammelbezeichnung für LSBTIQ*, aber auch als eigenständige Selbstbezeichnung, die begrenzende Kategorien in Frage stellt. Organisationen und unterstützen Sie Ihre Klient_innen bei der Kontaktaufnahme mit der CommunityDer Begriff „Community“ (dt.: Gemeinschaft, Gemeinde) bezeichnet eine Gruppe von Menschen, die sich aufgrund gemeinsamer Interessen, Eigenschaften oder Erfahrungen einander zugehörig fühlen.. Tipps zur Inklusion sexueller Vielfalt bietet Ihnen auch der Diversity Check – ein Kriterienkatalog zur Analyse des Status Quo in den Bereichen Unternehmenspolitik und Kommunikation, Personalmanagement, Transparenz und Sicherheit, Pflege und Gesundheit sowie Wohn- und Lebenswelten. Eine weitere Möglichkeit, Ihre LSB-Freundlichkeit zu zeigen und diversitätssensible Pflege umzusetzen, ist die Auszeichnung mit dem Qualitätssiegel "Lebensort Vielfalt".