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Comingout als trans*

Wie sage ich anderen, dass ich ein anderes Geschlecht habe, als sie annehmen? Wie entscheide ich, inwieweit ich mich überhaupt oute? Was erleichtert mir mein Comingout?

Die eine teilt ihren Freund*innen nach der Pensionierung mit, dass sie künftig als Frau leben werde. Der andere hat schon im Kindergarten gewusst und gesagt, dass er ein Junge ist. In einer Welt, die annimmt, dass das Geschlecht eines Menschen am Äußeren erkennbar wäre und lebenslang gleich bliebe, müssen sich trans* Menschen „outen“. Und meist folgen dem großen Comingout – bei Familie und Freund*innen, in Schule oder Beruf – viele kleine Momente des Sich-Erklärens. 

Muss ich mir sicher sein, dass ich trans* bin?

Von trans* Menschen wird oft eine besondere Gewissheit in Bezug auf ihre eigene geschlechtliche Identität verlangt. Aber Sie müssen sich nicht sicher sein oder eindeutig positionieren. Sie dürfen zögern, lange abwägen oder dem Bauchgefühl folgen, sich später wieder für die „alte“ Rolle oder für eine ganz andere entscheiden.

Wie entscheide ich, ob und wo ich mich oute?

Ob, wann und bei wem Sie sich outen, sollten Sie danach entscheiden, was für Ihre Lebensqualität und Sicherheit gut ist. 

Viele Menschen befürchten, dass sie nach einem Comingout diskriminiert werden und wichtige Verbündete oder Rückzugsräume verlieren. Manche scheuen sich vor einem Comingout am Arbeitsplatz, in der Ausbildung, Schule oder Universität, aus Angst vor Konflikten, Mobbing oder beruflichen Nachteilen. Diese berechtigten Sorgen können sehr belastend sein. Für Menschen, die in ihrem Alltag bereits mit Rassismus, Armut oder Isolation zurechtkommen müssen, wiegen sie umso schwerer. Dann ist es auch denkbar, die eigene Geschlechtsidentität nur in bestimmten Räumen auszuleben.

Auf der anderen Seite berichten viele trans* Menschen von dem befreienden Gefühl, sich nicht mehr verstellen zu müssen. Ein Comingout kann auch bedeuten, Beziehungen zu anderen oder sich selbst zu vertiefen und neue Freund*innen zu finden. Und oft verlaufen Comingout-Gespräche viel positiver als befürchtet.1

Was hilft mir beim Comingout?

Vielen Menschen hilft es, ... 

  • sich das eigene Recht auf geschlechtliche Selbstbestimmung bewusst zu machen.
  • andere mit Flyern oder Filmen beiläufig auf das Thema vorzubereiten, um bei ihrem Comingout weniger erklären zu müssen.
  • sich so viel zu Zeit nehmen, wie sie brauchen.

Wie kann ich mit negativen Reaktionen umgehen?

Wenn andere Menschen ablehnend oder skeptisch auf Ihr Comingout als trans* Person reagieren, ist das schmerzhaft und unfair – umso wichtiger ist es sich zu erinnern, dass die Gründe für solche Abwehrreaktionen nicht bei Ihnen, sondern bei Ihrem Gegenüber liegen. Versuchen Sie, Ihre Zeit mit Menschen und Tätigkeiten zu verbringen, die Sie stärken.

Wenn Sie Unterstützung und Beratung wünschen, dann können Sie hier entsprechende Angebote finden.

1 Krell, Claudia/Oldemeier, Kerstin (2017): Coming-out – und dann...?! Coming-out-Verläufe und Diskriminierungserfahrungen von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans* und queeren Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland. Opladen: Verlag Barbara Budrich, S. 154.

Weiterführende Links:

Krell, Claudia/ Brodersen Folke (2020): Coming-out in NRW. Coming-out-Verläufe und Diskriminierungserfahrungen von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans* und queeren Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Zuletzt abgerufen am 07.11.2022 von www.dji.de/fileadmin/user_upload/bibs2020/DJI_30170_Coming-out_in_NRW_2020.pdf.