Queer leben in Deutschland: Ausblick auf 2024

Das Jahr 2024 wird aus queerpolitischer Perspektive von großer Bedeutung sein: Wir möchten über die parlamentarischen Beratungen zum Selbstbestimmungsgesetz und weitere wichtige Projekte sowie Veranstaltungen informieren.

Aktionsplan „Queer leben“: Abschluss des Arbeitsgruppenprozesses

Der im März 2023 begonnene Arbeitsgruppenprozess im Rahmen des Aktionsplans „Queer leben“ wird voraussichtlich noch bis Mai 2024 andauern. Eine Steuerungsgruppe, bestehend aus Vertreter*innen der Bundesregierung, der Bundesländer und der Verbände, begleitet diesen und unterstützt die strategische Nutzung der Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen.

Die Arbeitsgruppen entscheiden, in welcher Form ihre individuellen Ergebnisse – zusätzlich zu einem Bericht an den Bundestag im Oktober 2024 – veröffentlicht werden sollen. Es liegt anschließend in der Verantwortung der zuständigen Ressorts, aufbauend auf den Gruppenergebnissen, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Lesen Sie mehr zum Aktionsplan „Queer Leben“.

Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) wird weiter beraten

Mit dem Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) sollen trans*, inter* und nichtbinäre Personen in Zukunft die Möglichkeit haben, ihren Geschlechtseintrag im Personenstandsregister und ihren Vornamen durch eine Erklärung gegenüber dem Standesamt ändern zu lassen. Das SBGG soll das bisherige Transsexuellengesetz (TSG) ersetzen.

Im November 2023 hat der Deutsche Bundestag den Gesetzentwurf in erster Lesung beraten. Im selben Monat fand eine öffentliche Anhörung des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend statt. Für 2024 wird die Verabschiedung des Gesetzentwurfs und ein Inkrafttreten des SBGG zum 1. November erwartet.

Mehr Informationen auf der Website des Deutschen Bundestags.

Weitere Hintergründe zum SBGG auf der Website des BMFSFJ.

Erstmals Ausstellung im Deutschen Bundestag zum Schicksal queerer Menschen im Nationalsozialismus

Im Rahmen des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2023 standen erstmals diejenigen Menschen im Mittelpunkt, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung beziehungsweise geschlechtlichen Identität während der NS-Zeit verfolgt wurden.

Die Ausstellung „gefährdet leben. Queere Menschen 1933-1945“ knüpft an dieses bedeutende erinnerungspolitische Signal an und macht das Thema der Ausgrenzung und Verfolgung queerer Menschen während des Nationalsozialismus einem breiten Publikum zugänglich.
Eröffnet wurde die Ausstellung am 29. November 2023 im Paul-Löbe-Haus in Berlin, wo sie bis 15. Dezember 2023 zu sehen war. Seitdem ist sie auf Wanderschaft durch Deutschland; vom 23. bis 28. Januar 2024 gastiert sie in den Räumen der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld in Berlin.
Anschließend wird sie voraussichtlich vom 10. Februar bis 31. März 2024 in der Gedenkstätte Ravensbrück und vom 28. Juni bis 12. Juli 2024 im Würzburger Rathaus zu sehen sein. Weitere Termine und Ausstellungsorte finden Sie hier.

In bisher unveröffentlichten Materialien wie Fotografien und Grafiken werden individuelle Alltags- und Verfolgungsgeschichten, aber auch Wege der Selbstbehauptung erzählt.

Bärbel Bas, Präsidentin des Deutschen Bundestages, sagte anlässlich der Ausstellungseröffnung:

Das Gedenken an die verfolgten queeren Menschen war überfällig. Das ihnen angetane Unrecht wurde lange nicht anerkannt. Es wurde sogar bewusst verschwiegen und verleugnet. Aus Scham und Angst haben queere Menschen über ihre Erfahrungen im Nationalsozialismus nicht gesprochen. Viele Verfolgte starben allein mit ihren Erinnerungen. Umso wichtiger ist es, sich jetzt mit ihren Schicksalen zu beschäftigen, ihre Lebensgeschichten zu rekonstruieren.

Mehr Informationen sowie ein Begleitheft zur Ausstellung finden Sie auf der Website der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld.

Auch das ZDF greift das Thema im Januar mit seiner Dokumentation „Verbotene Liebe - Queere Opfer der NS-Diktatur“ auf, die über die Mediathek aufgerufen werden kann.

CSDs und weitere queere Veranstaltungen

Für eine offene, freie Gesellschaft wird auch in diesem Jahr wieder bundesweit auf zahlreichen CSDs demonstriert, zunehmend auch in ländlichen Regionen. Hier geht es zu einer Übersicht.

Gelegenheit, Flagge für die Gleichberechtigung von LSBTIQ* zu zeigen, bietet sich unter anderem auch beim IDAHOBIT, dem jährlichen Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit.

Darüber hinaus bleiben Tagungen, Konferenzen und Austauschangebote mit Schwerpunkt LSBTIQ* wichtig. Entsprechende Angebote finden sich in unserer laufend aktualisierten Rubrik Fachveranstaltungen.

Zurück