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Transgeschlechtlichkeit als Thema in Journalismus und Medien

Reportagen über Transgeschlechtlichkeit und trans* Menschen gibt es inzwischen zuhauf. Trans* Menschen, die selbst journalistisch oder in der Medienbeobachtung tätig sind, weisen immer wieder auf Mängel in der Berichterstattung hin. Wie berichte ich korrekt und respektvoll über trans*Menschen und trans*bezogene Themen?

Sie planen einen Artikel, Radiobeitrag oder Video, in dem ein trans* Mensch vorkommt? Das Thema Transgeschlechtlichkeit soll sogar im Zentrum der Berichterstattung stehen? Eine gründliche Recherche kann Ihnen dieser Text nicht abnehmen – aber Sie auf typische Stolpersteine aufmerksam machen und mögliche Lösungen aufzeigen.

Wenn Sie im Thema ganz neu sind, können Sie hier starten.

Sprachliche Dos und Don'ts – zwei Beispiele

  • „Geschlechtsumwandlung“: Eine trans* Frau wird nicht erst durch eine Operation zur Frau.  Sie sollten stattdessen von einer geschlechtsangleichenden Behandlung oder, wenn Sie sich umfassender auf einen Prozess beziehen, der auch soziale Aspekte umfasst, von Transition sprechen.
  • „Selma fühlt sich als Junge“: Sie sollten unbedingt den Namen benutzen, den die Person für sich verwendet. Sie sollten frühere Namen nur mit deren Einverständnis erwähnen. Ein trans* Junge ist ein Junge, er fühlt sich nicht nur so.

Trans*sein – eine relevante Info oder nicht? 

Viele trans* Menschen haben in Pflichtbegutachtungen oder Alltagsbegegnungen grenzüberschreitende Fragen zu ihrem Körper, ihrer Sexualität und Ähnlichem erlebt. Vielleicht gibt es aber gar keinen Grund, die Geschlechtsidentität in einem Gespräch zu thematisieren. Sie sollten daher im Vorhinein die Grenzen des Gesprächs abklären.  In jedem Fall sollten Sie aber sicherstellen, die richtigen Pronomen zu verwenden.

Kriminalitätsberichtserstattung ist ein besonderer Fall: Nicht immer benennen Polizei oder selbst Angehörige Namen und Geschlecht von Gewaltopfern korrekt. Dann kann besonderer Einsatz von Ihnen gefordert sein – beispielweise den selbst gewählten Namen und das richtige Pronomen zu recherchieren –, um respektvoll über die betreffende Person zu berichten. 

Wer sind die Expert*innen?

Häufig kommen in Berichten über Belange von trans* Personen Ärzt*innen zu Wort, die die Schilderungen der „Betroffenen“ objektivieren sollen, aber typischerweise selbst nicht trans* sind. Sicher, die Einzelbiografie in größere Zusammenhänge einzubetten, ist oft sinnvoll. Dafür eignet sich eine Anfrage bei einer der vielen Trans*-Selbstvertretungsorganisationen, die kompetent Auskunft geben können zu Lebensbedingungen von trans* Menschen, zu aktuellen politischen Entwicklungen und vielem Spannenden mehr. 

Sollten tatsächlich Fragen der Gesundheitsversorgung im Fokus Ihrer Recherche stehen, bietet es sich an, Mediziner*innen oder Gesundheitsexpert*innen anzufragen, die mit der Community im Austausch stehen und den jüngsten Paradigmenwechsel in der medizinischen Sicht auf Transgeschlechtlichkeit mitvollzogen haben.