Thema
Lebensbereich

Nenn mich Leo, nicht Lea! – Transgeschlechtlichkeit in der Schule

Trans* ist nicht nur in den Medien, sondern auch in Schulen immer häufiger Thema. Lehrkräfte sind aufgefordert, Barrieren, auf die trans* Personen stoßen, abzubauen.

Trans* Personen wissen oft schon im Grundschulalter, dass das ihnen zugewiesene Geschlecht nicht das passende für sie ist. Wenn sie in ihr Umfeld vertrauen, äußern trans* Personen dies offen, indem sie zum Beispiel einen anderen Namen wählen oder die Verwendung eines für sie passenderen Pronomens einfordern. Da Trans* jedoch noch immer mit Unverständnis und offener Ablehnung rechnen müssen, leben viele nicht offen und selbstbestimmt. Der hier entstehende Leidensdruck geht oft auch schon bei Kindern und Jugendlichen mit Schuldistanz, Depressionen, selbstverletzendem Verhalten und/oder Suizid einher.

Selbstbestimmung ernst nehmen

Bedenken Sie bei der Konzeption Ihres Unterrichts und im persönlichen Kontakt, dass nicht alle Menschen sich weiblich oder männlich einordnen lassen (wollen) oder cisgeschlechtlich sind. Schüler*innen haben das Recht, über Geschlechtsidentität und Geschlechtsausdruck selbst zu entscheiden. Ihre Selbstäußerungen müssen ernst genommen und vertraulich behandelt werden. Wenn sich jemand Ihnen gegenüber öffnet, besprechen Sie Unterstützungswünsche und -möglichkeiten.

Umgang mit einem geplanten Comingout

Ein*e Schüler*in vertraut sich Ihnen wegen eines Comingouts an und Sie wissen nicht genau, wie Sie reagieren sollen? Nachfolgend erhalten Sie einige Hinweise.

Ein wichtiger Aspekt ist, dass Sie Ihr Gegenüber im Gespräch achten und das Recht auf Selbstbestimmung respektieren. Zudem sollten Sie sich bemühen, dass ein sicheres Umfeld für ein geplantes Comingout im schulischen Raum geschaffen wird. Dazu zählt beispielsweise eine Diskussion über die Zeit nach dem Comingout.1

Selbstgewählte Namen und Pronomen

Sprechen Sie Kinder und Jugendliche mit ihrem selbstgewählten Vornamen und Pronomen an. Auf diese Weise können Sie den Schüler*innen den Respekt erweisen, welchen Sie für sich selbst auch wünschen.2 Rechtliche Vorschriften, die dies verbieten, gibt es nicht. Es ist auch möglich, den gewünschten Namen auf Schulausweisen oder im Klassenbuch einzutragen, bevor eine gerichtliche Namens- und Personenstandsänderung erfolgt ist.3 

Danach ist die Schule ohnehin verpflichtet, alle Dokumente und Zeugnisse auf den neuen Namen auszustellen. Außerdem gilt dann laut Transsexuellengesetz ein Offenbarungsverbot: Die bis dahin geführten Vornamen dürfen nicht ohne die Zustimmung des Kindes oder Jugendlichen genannt werden. Zum Beispiel ist Folgendes verboten: „Leo, der früher Lea hieß, ist jetzt in deiner Klasse.“

Geschlechts(un)spezifische Räume

Menschen müssen unabhängig von ihren körperlichen Merkmalen Zugang zu Toiletten und Umkleiden haben, die ihrer Geschlechtsidentität entsprechen. Lösungen dafür werden oft individuell aufgrund der schulischen Rahmenbedingungen gefunden. Auf Wunsch der trans* Person kann auch die Nutzung von vorhandenen Einzelkabinen ermöglicht werden. Unterstützend sind zusätzliche Unisex-Toiletten, die für alle zugänglich sind. Auch im Falle von Klassenfahrten oder im Sportunterricht sollten die Wünsche von trans* Jugendlichen Berücksichtigung finden. Die bestmögliche Lösung können Sie dann erreichen, wenn Sie frühzeitig und offen mit den trans* Schüler*innen und weiteren involvierten Personen ins Gespräch kommen.4

Schüler*innen und Elternschaft sensibilisieren

Um einen Trans*-akzeptierenden Umgang an der Schule zu fördern, ist es notwendig, trans* Personen in Bildern, Texten und Sprache in Unterricht und Schulkultur sichtbar zu machen – unabhängig davon, ob sich an Ihrer Schule bereits eine Person als trans* geoutet hat oder nicht. Benutzen Sie gendergerechte Sprache, ermöglichen Sie Schüler*innen, sich auch in für Sie ungewohnten Geschlechterinszenierungen auszuprobieren, und beziehen Sie zum Beispiel Biographien von trans* Personen in Ihren Unterricht ein. Auch in Unterrichtsdiskussionen um geschlechtergerechte Sprache können Sie an das Thema Geschlechtsidentität anknüpfen und dadurch eine höhere Sensibilität erzeugen.5

Es kann auch hilfreich sein die Elternschaft über das Thema trans* zu informieren, um so die Sensibilität zu steigern. Dies kann beispielsweise in Form eines Info-Tages geschehen, der gemeinsam von Ihnen und anderen Lehrkräften sowie in diesem Bereich tätigen Organisationen vorbereitet wird.6

1 SCHLAU NRW (2019): „Trans* und Schule. Infobroschüre für die Begleitung von trans* Jugendlichen im Kontext Schule in NRW“, S. 9 - 10. In: https://www.schlau.nrw/. Zuletzt abgerufen am 30.11.2022 von https://www.schlau.nrw/wp-content/uploads/2020/01/TransUndSchule_Brosch_2020_web.pdf

2 SCHLAU NRW (2019): „Trans* und Schule. Infobroschüre für die Begleitung von trans* Jugendlichen im Kontext Schule in NRW“, S. 15. In: https://www.schlau.nrw/. Zuletzt abgerufen am 30.11.2022 von https://www.schlau.nrw/wp-content/uploads/2020/01/TransUndSchule_Brosch_2020_web.pdf

3 SCHLAU NRW (2019): „Trans* und Schule. Infobroschüre für die Begleitung von trans* Jugendlichen im Kontext Schule in NRW“, S. 19 - 20. In: https://www.schlau.nrw/. Zuletzt abgerufen am 30.11.2022 von https://www.schlau.nrw/wp-content/uploads/2020/01/TransUndSchule_Brosch_2020_web.pdf.

4 SCHLAU NRW (2019): „Trans* und Schule. Infobroschüre für die Begleitung von trans* Jugendlichen im Kontext Schule in NRW“, S. 16 - 18. In: https://www.schlau.nrw/. Zuletzt abgerufen am 30.11.2022 von https://www.schlau.nrw/wp-content/uploads/2020/01/TransUndSchule_Brosch_2020_web.pdf.

5,6 Anders, Florentine (2021): „Diversity Tag. Wie ein transidentes Kind eine Schule verändert“. In: https://deutsches-schulportal.de/. Zuletzt abgerufen am 30.11.2022 von https://deutsches-schulportal.de/schulkultur/wie-ein-transidentes-kind-eine-schule-veraendert/.

 

Weiterführende Informationen:

SCHLAU NRW (2016): „Wie Sie die Akzeptanz von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt an Ihrer Schule unterstützen können. Checkliste und Handlungsempfehlungen
für Schulen zum Thema LSBTI*Q“. In: http://www.schule-der-vielfalt.de. Zuletzt abgerufen am 01.12.2022 von www.schule-der-vielfalt.de/checkliste.pdf.