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Inklusion sexueller Vielfalt in der Pflege

Auch Lesben, Schwule und Bisexuelle werden pflegebedürftig. Aus Angst vor Diskriminierung verschweigen sie häufig ihre sexuelle Orientierung. Daher sind sie in Pflegeeinrichtungen oft unsichtbar – ihre Bedarfe bleiben unerkannt. Vereinsamung und Isolation können die Folge sein.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit pflegen auch Sie lesbische, schwule und bisexuelle Menschen, auch wenn sich bisher keine Person geoutet hat. Aufgrund ihrer besonderen Verwundbarkeit sind spezifische Voraussetzungen für eine gute Pflege von LSB nötig. Mit dem Ansatz der diversitätssensiblen Pflege schaffen Sie eine Willkommenskultur und gewährleisten eine subjektorientierte Versorgung mit dem Ziel, Selbstbestimmung und Teilhabe von LSB zu fördern.

Die besondere Verwundbarkeit von Lesben, Schwulen und Bisexuellen

Ältere LSB haben ihre Identität unter gesellschaftlichen Umständen entwickelt, die gekennzeichnet waren von staatlichen Repressionen und mehr Diskriminierung und Pathologisierung als heutzutage. Aufgrund dieser Erfahrungen vermeiden viele bis heute die Kontaktaufnahme mit fremden Menschen oder Organisationen. Sie stehen auch Gesundheitseinrichtungen häufig skeptisch gegenüber. Ihre Furcht vor dem Verlust der Autonomie bei eintretender Pflegebedürftigkeit ist zuweilen enorm. Entsprechend stark ausgeprägt ist der Wunsch nach dem Verbleib in der eigenen Häuslichkeit.

Diversitätssensible Pflege von Lesben, Schwulen und Bisexuellen

Pflegeanamnese

Gehen Sie bei der Informationssammlung nicht automatisch von einer heterosexuellen Biografie aus. Stellen Sie offene Fragen, zum Beispiel: „Welche Personen sind Ihnen wichtig?“ oder „Leben Sie in einer Beziehung?“. Ältere LSB haben häufig Ablehnung von ihrer Herkunftsfamilie erfahren und haben seltener Kinder als die Mehrheitsgesellschaft. Entsprechend ist die Wahlfamilie für sie oft die wichtigste Unterstützung. Mitunter kommt es vor, dass Partner*innen nicht als primäre Bezugspersonen identifiziert werden und wichtiges Wissen zur pflegebedürftigen Person keine Berücksichtigung findet. Bieten Sie LSB die Möglichkeit, Pfleger*innen mindestens bei der Intimpflege nach Geschlecht auszuwählen.

Sicherheit

Stellen Sie zum Beispiel in einem Verhaltenskodex klar, dass Diskriminierungen in Ihrer Einrichtung nicht toleriert werden. Gehen Sie mit Informationen zur sexuellen Orientierung Ihrer Klient*innen sensibel um und gestalten Sie Ihr Beschwerdemanagement niederschwellig. Legen Sie Informationsmaterialien zum Thema Diskriminierung und zu LSB-Organisationen aus. Diversity-Schulungen von Pflegekräften tragen zu einem sensiblen Miteinander bei.

Bekenntnis zur Vielfalt

Weisen Sie auf Ihrer Homepage und im Leitbild darauf hin, dass LSB bei Ihnen willkommen sind. In Ihrer Einrichtung können Sie das mit Symbolen wie der Regenbogenfahne verdeutlichen. Tragen Sie zur Aktivierung Ihrer lsb Klient*innen bei, indem Sie diversitätssensible Veranstaltungen anbieten. Vernetzen Sie sich mit queeren Organisationen und unterstützen Sie Ihre Klient*innen bei der Kontaktaufnahme mit der Community. Tipps zur Inklusion sexueller Vielfalt bietet Ihnen auch der Diversity Check – ein Kriterienkatalog zur Analyse des Status Quo in den Bereichen Unternehmenspolitik und Kommunikation, Personalmanagement, Transparenz und Sicherheit, Pflege und Gesundheit sowie Wohn- und Lebenswelten. Eine weitere Möglichkeit, Ihre LSB-Freundlichkeit zu zeigen und diversitätssensible Pflege umzusetzen, ist die Auszeichnung mit dem Qualitätssiegel „Lebensort Vielfalt“.

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