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Intergeschlechtlichkeit und Familienplanung

Für inter* Personen stellen sich im Zusammenhang mit der Familienplanung verschiedene Fragen und Herausforderungen. Zuweilen erfahren inter* Menschen auch erst durch den Kinderwunsch von ihrer Intergeschlechtlichkeit.

Familienplanung bzw. Kinderwunsch kann für inter* Menschen aus gesundheitlichen Gründen mit spezifischen Schwierigkeiten verbunden sein. Dennoch bedeutet dies nicht unbedingt, als inter* Person unfruchtbar bzw. zeugungsunfähig zu sein. Es gibt durchaus inter* Menschen, die mit oder ohne medizinischer Unterstützung Kinder gebären oder zeugen können.1 Es ist in jedem Fall ratsam, bei bestehendem Kinderwunsch fachlich qualifizierte Beratung und Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Diese erhalten Sie zum Beispiel bei Gynäkolog*innen oder in Kinderwunschzentren. Informationen dazu, wo es inter*freundliches beziehungsweise inter*sensibilisiertes Fachpersonal und Zentren gibt, bietet der Artikel „Wie finde ich gute Ärzt*innen oder Therapeut*innen?“.

Kinderwunschbehandlung bei inter* Personen

Eine Kinderwunschbehandlung kann für inter* Personen gegebenenfalls die erneute Auseinandersetzung mit pathologisierenden Diagnosen und den möglicherweise unerwünschten Erfahrungen mit einer Hormonbehandlung bedeuten. Regionale Peer-Beratungsstellen können bei den Überlegungen beispielsweise bezüglich einer Hormonbehandlung, ergänzend zu der Beratung durch spezialisierte Mediziner*innen, unterstützend zur Seite stehen.

Durch den unerfüllten Kinderwunsch von der Intergeschlechtlichkeit erfahren

Liegt ein unerfüllter Kinderwunsch vor, werden zur Diagnostik von Fruchtbarkeitsstörungen in der Regel die Hormone und inneren Fortpflanzungsorgane untersucht. Es kann vorkommen, dass inter* Menschen, die einen Kinderwunsch hegen, bei den hiermit einhergehenden medizinischen Untersuchungen erstmals von ihrer Intergeschlechtlichkeit erfahren. Für diese Personen kann dies eine intensive Auseinandersetzung mit ihrer medizinischen Vorgeschichte in Gang setzen. Einige inter* Personen erkennen dadurch, dass an ihnen im Kindesalter ohne ihre eigene Einwilligung eine geschlechtsverändernde Operation durchgeführt wurde und ihnen die Keimzellen entfernt wurden, was zu Unfruchtbarkeit führt. Eine solche Erkenntnis kann zu einer erheblichen Belastung führen und viele weitere Fragen aufwerfen. Bei unklaren Befunden sollte man möglichst bei der* dem Mediziner*in nachfragen, die*der die Operation durchgeführt hat, oder anderweitig fachlich fundierte Expertise heranziehen, und sich die Behandlung und ihre Auswirkungen im Detail erklären lassen.

Weitere Möglichkeiten der Familiengründung

Die Aufnahme eines Pflegekindes oder eine Adoption sind für inter* Menschen weitere Möglichkeiten, eine Familie zu gründen. Erste Informationen hierzu bietet der Text „Als LSBTIQ* eine Familie gründen“. Es kann hilfreich sein, sich im Vorfeld bei Beratungsstellen zu informieren, um so zum Beispiel gesetzliche Vorgaben und weitere Voraussetzungen abzuklären.

1 Jones, Tiffany/Hart, Bonnie/Carpenter, Morgan/Leonard, William/Lucke, Jayne (2016): Intersex. Stories and Statistics from Australia. Open Book Publishers. S. 190. Zuletzt abgerufen am 01.09.2020 von https://interactadvocates.org/wp-content/uploads/2016/01/Intersex-Stories-Statistics-Australia.pdf; Intergeschlechtliche Menschen e.V. / Intergeschlechtliche Menschen Landesverband Niedersachsen e.V. (2021): „Was ist es denn? Intergeschlechtlichkeit / DSD Ein Ratgeber für Hebammen / Geburtshelfer*innen“, S. 21. In: https://im-ev.de/. Zuletzt abgerufen am 17.04.2023 von https://im-ev.de/wp-content/uploads/2021/10/Geburtshelfer_innen_Broschuere_2021_web.pdf.

Weiterführende Informationen:

Salden, Ska / Netzwerk queere Schwangerschaften (2022): „Queer und schwanger. Diskriminierungserfahrungen und Verbesserungsbedarfe in der geburtshilflichen Versorgung“. In: https://gwi-boell.de/. Zuletzt abgerufen am 17.04.2023 von https://gwi-boell.de/sites/default/files/2022-02/E-Paper%20Queer%20und%20schwanger%20Endf.pdf.