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Geschlechtergerechte Sprache – Antworten auf häufige Fragen

Heißt es „Studentinnen und Studenten“, „Student*innen“ oder „Studierende“? Und warum soll ich mich darum überhaupt kümmern?

Was ist geschlechtergerechte Sprache?

Geschlechtergerechtes Schreiben und Sprechen geht von zwei Annahmen aus:

1. „Leser“ meint nicht alle, die tatsächlich einen Text lesen.

2. Dieser Unterschied ist wichtig – Sprache sollte nicht einfach einen Teil der Menschen ausblenden.

Die Ziele geschlechtergerechter Sprache (umgangssprachlich auch „gendern“) sind also die Gleichstellung auf sprachlicher Ebene sowie die genauere Darstellung jedes Geschlechts.1 Für die praktische Umsetzung gibt es unterschiedliche Vorschläge.

Wie sieht das konkret aus? 

Schreibweisen wie „Lehrerinnen und Lehrer“ oder „LehrerInnen“, die weibliche und männliche Lehrkräfte sichtbar machen, sind den meisten bekannt. Sollen in einem umfassenderen Sinne alle Personen eingeschlossen werden, die unterrichten – also etwa auch nicht-binäre Menschen –, kann das zum Beispiel so aussehen:

  • Lehrer_innen (der Unterstrich gesprochen wie eine sehr kurze Pause)
  • Lehrer*innen (das Sternchen gesprochen wie eine sehr kurze Pause)
  • Lehrer:innen (der Doppelpunkt gesprochen wie eine sehr kurze Pause)
  • Lehrende
  • Lehrkräfte

Ist das nicht umständlich und unästhetisch?

Klar – wer bisher völlig anders gesprochen oder geschrieben hat, muss sich erst einmal umstellen. Mit ein bisschen Übung und Lust am Ausprobieren ist es aber gar nicht so schwer. Dabei können Sprachgefühl und ästhetische Vorlieben zu unterschiedlichen Lösungen führen.

Wir verwenden auf dieser Webseite den Genderstern oder den Unterstrich oder neutrale Formulierungen („Führungskräfte“, „Kinder“, „Angehörige“) und manchmal Beispiele, die bewusst einzelne Geschlechter sichtbar machen. Manche Autor*innen ziehen schlankere Formulierungen vor und wechseln zwischen weiblichen, männlichen und neutralen Formen. 

Inzwischen gibt es zahlreiche Tipps und Hilfestellungen für „richtiges“ oder „geschicktes“ Gendern. Auch der Rat für deutsche Rechtschreibung hat im Jahr 2021 Empfehlungen ausgesprochen.2

Muss ich jetzt so schreiben?

Es gibt bislang keine allgemeingültigen, für alle verbindlichen Regeln für die Anwendung geschlechtergerechter Sprache. Viele Vereine, Firmen und andere Organisationen vereinbaren eine einheitliche Schreibweise. Derzeit ist das zum Beispiel der Unterstrich oder das Sternchen – in der Zukunft vielleicht etwas anderes. Sprache entwickelt und verändert sich im Laufe der Zeit und alle, die sprechen und schreiben, sind daran beteiligt.

Gibt es nicht drängendere Probleme?

Die wenigsten werden behaupten, dass allein eine Änderung des Sprechens zu einer gerechteren Gesellschaft führt. Oder umgekehrt, dass Sprache gar nichts damit zu tun habe, wer oder was ernst und wichtig genommen wird. Zwischen diesen beiden Positionen gibt es durchaus unterschiedliche Haltungen dazu, welche Bedeutung Sprache in Fragen der Geschlechtergerechtigkeit hat. Einen Überblick über die Bandbreite der Diskussion erhalten Sie auf der Website der Bundeszentrale für politische Bildung.

Warum entscheiden sich Menschen für geschlechtergerechte Sprache?

Die Verwendung geschlechtergerechter Sprache kann auf unterschiedlichen Motiven und Gründen basieren. Nachfolgend soll auf einige dieser Aspekte eingegangen werden.

Manchen Personen geht es um Genauigkeit: „Wenn ich eine geschlechtergemischte Gruppe beschreiben möchte, sollen im Kopf der Zuhörenden nicht nur oder vor allem Männer auftauchen.“3 Andere sagen zum Beispiel: „Es ist ein Zeichen des Respekts, dass ich mein Gegenüber richtig adressiere und nicht bloß gedanklich einbeziehe.“ Oder: „Unsere Firma möchte die besten Arbeitskräfte gewinnen und halten, unabhängig von deren Geschlecht oder Geschlechtsidentität. Das müssen wir auch in unserer Kommunikation deutlich machen.“

1 Piepenbrink, Johannes (2022): „Editorial“. In: Geschlechtergerechte Sprache. Aus Politik und Zeitgeschichte, Heft 5-7/2022. In: https://www.bpb.de/. Zuletzt abgerufen am 24.11.2022 von https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/geschlechtergerechte-sprache-2022/346073/editorial/

2 Rat für deutsche Rechtschreibung (2021): „Geschlechtergerechte Schreibung: Empfehlungen vom 26.03.2021“. In: https://www.rechtschreibrat.com/. Zuletzt abgerufen am 31.01.2023 von https://www.rechtschreibrat.com/geschlechtergerechte-schreibung-empfehlungen-vom-26-03-2021/.

3 Dass dies bei der Verwendung grammatisch männlicher Formen (z.B. „Lehrer“) der Fall ist, haben verschiedene Studien gezeigt, siehe zum Beispiel: Sczesny, Sabine/Formanowicz, Magdalena Maria/Moser, Franziska (2016): „Can gender-fair language reduce gender stereotyping and discrimination?“. In: Frontiers in Psychology. 2016, 7/25, S. 1-11, hier S. 6; Müller-Spitzer, Carolin (2022): „Zumutung, Herausforderung, Notwendigkeit? Zum Stand der Forschung zu geschlechtergerechter Sprache“. In: Geschlechtergerechte Sprache. Aus Politik und Zeitgeschichte, Heft 5-7/2022. In: https://www.bpb.de/. Zuletzt abgerufen am 24.11.2022 von https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/geschlechtergerechte-sprache-2022/346089/zumutung-herausforderung-notwendigkeit/.

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