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Diskriminierung und Gewalt gegen Lesben, Schwule und Bisexuelle

Offen lesbisch, schwul oder bisexuell lebende Menschen oder diejenigen, die dafür gehalten werden, erleben auch heute noch Ausgrenzung, Abwertung und physische Gewalt – am Arbeitsplatz, in der Familie oder auf der Straße. Dieser Text skizziert beispielhaft Aspekte von Benachteiligung.

Diskriminierung äußert sich in verschiedenen Formen. Sie beginnt beispielsweise damit, dass „schwul“ als Schimpfwort verwendet wird oder in Gesprächen abwertende Bemerkungen über Bisexualität fallen. Diskriminierung kann aber auch extremere Formen annehmen. Im schlimmsten Fall üben Menschen aufgrund von Vorurteilen und Hass direkte physische Gewalt gegen LSB aus.

Manche LSB erleben auch mehrere Formen von Diskriminierung, wenn sie beispielweise von Rassismus betroffen sind, mit einer Behinderung und/oder in Armut leben. Erlebte Diskriminierung oder die Angst davor stellen ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar. So leiden lsb Jugendliche wesentlich öfter als heterosexuelle Gleichaltrige an Depressionen und begehen öfter Selbstmordversuche.1  

Strukturelle Ungleichbehandlung

LSB sind historisch und aktuell von struktureller Gewalt, sprich dem systematischen Ausschluss oder der Ungleichbehandlung durch Institutionen, betroffen. Beispielsweise mussten Mitarbeitende in Einrichtungen der katholischen Kirche lange Zeit mit einer Kündigung rechnen, wenn sie eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingingen.2  

Heute sind lesbische Paare in Bezug auf Elternschaft weiterhin benachteiligt, da anders als bei gegengeschlechtlichen Elternpaaren nur die Frau, die das Kind selbst zur Welt gebracht hat, automatisch als Elternteil anerkannt wird. Die (Ehe-)Partnerin muss das Kind in einem zeitaufwändigen Prozess erst adoptieren, um ebenfalls sorgeberechtigt zu sein.3   

Diskriminierung am Arbeitsplatz

In einer europäischen Studie gaben 20 Prozent der befragten Personen an, sich in abhängiger Beschäftigung oder auf der Arbeitssuche aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert gefühlt zu haben.4  Zwei Drittel der Befragten hatten in den vergangenen fünf Jahren negative Bemerkungen oder negatives Verhalten gegenüber als lsbt wahrgenommenen Kolleg*innen gehört oder beobachtet, beziehungsweise eine allgemein negative Haltung gegenüber LSBT erlebt.5  

Benachteiligungen gibt es auch im Bereich der Bezahlung. In Deutschland liegt der Stundenlohn heterosexueller Männer im Durchschnitt deutlich höher als der heterosexueller und homosexueller Frauen sowie homosexueller Männer – und dies, obwohl LSB eine durchschnittlich höhere Schulbildung aufweisen.6  

Gewalt auf der Straße

Im öffentlichen Raum kommt es immer wieder zu gewalttätigen Übergriffen auf LSB oder Menschen, die als solche wahrgenommen werden. Als gleichgeschlechtliches Paar Hand in Hand spazieren zu gehen oder sich zu küssen, ist keine Selbstverständlichkeit, sondern mit dem Risiko verbunden, dass eine eigentlich entspannte und gewöhnliche Alltagssituation plötzlich gefährlich werden kann. 

Deutschlandweit wurden im Jahr 2017 300 Straftaten polizeilich erfasst, die sich gegen homo- und bisexuelle Menschen sowie trans* Personen richteten.7  Es ist davon auszugehen, dass es eine hohe Dunkelziffer nicht gemeldeter Straftaten gibt.8  

Auch Selbstvertretungsorganisationen nehmen Hinweise auf Diskriminierung und Gewalt entgegennehmen und bieten Betroffenen Beratung und Unterstützung an. Das Berliner Anti-Gewalt-Projekt MANEO meldete für das Jahr 2017 allein für Berlin und Umgebung 324 Fälle von homo- und transfeindlicher Gewalt, unter anderem Beleidigungen, körperliche Übergriffe und Mobbing am Arbeitsplatz.9  
 

1 Burton, CM/Marshal, MP/Chisolm, DJ/Sucato, GS/Friedman, MS (2013): Sexual minority-related victimization as a mediator of mental health disparities in sexual minority youth: a longitudinal analyses. Zuletzt abgerufen am 06.03.2019 von https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3570607

2 Drobinski, Matthias (2015): "Liebe und arbeite". In: Süddeutsche Zeitung, 05.05.2015. Zuletzt abgerufen am 25.022019 von www.sueddeutsche.de/karriere/arbeitsrecht-liebe-und-arbeite-1.2466025. Siehe auch: Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (o.D.): "Das Arbeitsrecht der Beschäftigten der Kirchen". Zuletzt abgerufen am 27.02.2019 von www.lsvd.de/recht/ratgeber/kirchen/das-arbeitsrecht-der-beschaeftigten-der-kirchen.html.

3 Bergold, Pia/ Dr. Andrea Buschner (2018): "Regenbogenfamilien in Deutschland". In: Bundeszentrale für politische Bildung, 11.05.2018. Zuletzt abgerufen am 25.02.2019 von http://www.bpb.de/gesellschaft/gender/homosexualitaet/269064/regenbogenfamilien.

4 Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (2013): "Erhebung unter Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender-Personen in der Europäischen Union. Ergebnisse auf einen Blick", S. 17. Zuletzt abgerufen am 27.02.2019 von fra.europa.eu/sites/default/files/eu-lgbt-survey-results-at-a-glance_de.pdf.

Ebd., S. 18.

Kroh, Martin/Kühne, Simon/Kipp, Christian/Richter, David (2017): "Einkommen, soziale Netzwerke, Lebenszufriedenheit: Lesben, Schwule und Bisexuelle in Deutschland". In: DIW Wochenbericht, 2017, 35, S. 694. Anmerkung: Bisexualität wurde nicht separat erhoben.

Schriftliche Frage der Abgeordneten Ulle Schauws an das Bundesministerium des Innern vom 26.01.2018. Zuletzt abgerufen am 20.02.2019 von https://ulle-schauws.de/wp-content/uploads/2018/02/%C3%9Cbergriffe-auf-LGBTI_012018.pdf. Anmerkung: Es wird hier nicht nach homo- und transfeindlicher Gewalt unterschieden, sondern lediglich eine Gesamtzahl angegeben.  

Polizei Berlin, Zentralstelle für Prävention (2018): "Straftaten gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen (LSBTI). Konzept und Tätigkeitsbericht der Ansprechpersonen für LSBTI". Zuletzt abgerufen am 20.02.2019 von https://www.berlin.de/polizei/_assets/aufgaben/praevention/straftaten_lsbti.pdf.

Finke, Bastian/Spilski, Candy/Hegedüs, Timo (2018): "Maneo-Report 2017". Herausgegeben von MANEO – Das schwule Anti-Gewalt-Projekt in Berlin, S. 4. Zuletzt abgerufen am 20.02.2019 von http://www.maneo.de/infopool/dokumentationen.html?eID=dam_frontend_push&docID=1353. Anmerkung: Es wird hier nicht nach homo- und transfeindlicher Gewalt unterschieden, sondern lediglich eine Gesamtzahl angegeben.